SRY: Junge oder Mädchen?

Persönlich interessiere ich mich besonders für Gene, die während der Embryonalentwicklung etwas mit uns machen. Und kaum ein Gen macht während unserer Embryonalentwicklung etwas entscheidenderes als SRY. Die Abkürzung steht für Sex determining Region on Y-chromosome und wie so oft, sagt der Name eigentlich schon fast alles.

Das SRY Gen legt unser Geschlecht fest. Der Mensch verfügt über 23 Chromosomenpaare, 22 Paare davon sehen sich rein morphologisch relativ ähnlich. Bei dem 23. Chromsomenpaar ist es anders: Frauen haben hier zwei X förmige Chromosomen und Männer ein X- und ein Y-förmiges Chromosom. Wenn ein Mensch Keimzellen, d.h. Ei- oder Samenzellen herstellt wird der Chromosomensatz halbiert, sodass bei der Befruchtung jeweils wieder eine Version von jedem Chromosom zusammentreffen. Eine Mutter vererbt deshalb immer ein X Chromosom, wobei ein Vater ein X- oder ein Y-Chromosom vererben kann, waraufhin sich ein Mädchen oder eben ein Junge entwickelt. Aber wie passiert es, dass das Y-Chromosom dafür sorgt, dass ein Junge entsteht?

Nun, genetische Untersuchungen haben ergeben, dass es eigentlich ausschließlich um SRY geht: wenn diese Region auf dem Y-Chromosom fehlt, dann entwickelt sich ein Mädchen, auch wenn im Karyogramm ein X und ein Y erkennbar sind. Wenn hingegen die SRY atypischer Weise an einem X-Chromosom dranhängt, dann entwickelt sich ein Junge, obwohl das Chromosomenpaar XX darstellt.

Und wie kann dieses eine Gen das bewerkstelligen? SRY codiert für einen Transkriptionsfaktor, d.h. ein Protein, das an die DNA bindet und die Transkription anderer Gene ein- oder ausschalten kann. Somit werden durch das Vorhandensein von SRY etliche andere Gene reguliert. SRY wird erstmalig in der siebten Woche der Embryonalentiwcklung transkribiert. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die Gonadenanlagen (das sind die rudimentären Vorläufer der Geschlechtsapparate) noch in einem sogenannten pluripotenten Zustand, das heißt sie haben das Potential verschiedene Organe zu bilden. Wenn SRY nicht vorhanden ist und also all die Zielgene von SRY nicht entsprechende aktiviert oder unterdrückt werden, dann entwickeln sich aus diesen Vorläufern Eierstöcke. Wenn SRY seine Wirkung im Genom ausübt, sorgen die Genprodukte der Zielgene dafür, dass sich stattdessen Hoden ausbilden. Welche Gene nun alle von SRY reguliert werden und wie diese Genprodukte nun zur dieser andersartigen Entwicklung der Geschlechtsapparate beitragen ist Gegenstand intensiver Forschung und würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Theresa

Theresa ist die Person hinter diesem Blog und immer noch die Autorin aller Artikel. Sie hat in molekularer Neuroentwicklungsbiologie promoviert und ist durchaus offen für MitsteiterInnen für dieses Blogprojekt. Wenn ihr also Lust habt mitzuschreiben, meldet euch bei ihr.

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Cookies, um die Benutzerfreundlichkeit zu verbessern. Sie stimmen zu, indem Sie die Website weiter nutzen.

Datenschutzerklärung